„Ach, du machst schon wieder (man stelle sich jemanden vor, der Anführungsstriche in die Luft zeichnet) ‚Homeoffice‘?! Dann mal nen schönen freien Tag.“ Diesen und ähnliche Sätze hat bestimmt jeder schon einmal aus dem Familien- und Freundeskreis zu hören bekommen, wenn es um die Arbeit von zuhause aus ging. Und weil mit Vorurteilen aufgeräumt gehört, fangen wir heute mal damit an.
„Homeoffice“ ist nicht immer „Homeoffice“
Homeoffice ist in der neuen, immer agiler werdenden, Arbeitswelt ein gängiger Begriff. Immer mehr Unternehmen bieten an, dass man seinen Arbeitsalltag flexibler gestalten kann. Gleichzeitig wird oft auch der Arbeitsplatz im Unternehmen verändert, Desk Sharing Modelle werden eingeführt, so dass man morgens erst einmal einen freien Schreibtisch suchen muss, das ist aber ein anderes Thema, das mehr als einen Halbsatz hier verdient. Daher zurück zum Arbeiten in den „eigenen vier Wänden“.
Zunächst einmal sollten aber die Begrifflichkeiten geklärt werden. Homeoffice ist gängig im täglichen Sprachgebrauch und wird daher auch zumeist verwendet. Meistens falsch, vermute ich.
Während beim Homeoffice Auflagen gelten: ein ergonomischer Arbeitsplatz, der dem Standard entspricht, wie auch Technik bzw. Internet , die vom Arbeitgeber gestellt werden muss. Bei einer sehr ähnlichen Variante, der „Telearbeit“ ist dies nicht der Fall.
„Telearbeit“ – was ist das?
(Mobile) Telearbeit wird – ähnlich wie beim Homeoffice – außerhalb der Firmenbüroräume ausgeführt. Beim Homeoffice findet die Arbeitsleistung dann, wie der Name schon sagt, in den eigenen vier Wänden statt. Telearbeit ist hier freier! Gängig ist auch hier zuhause zu arbeiten, aber es gibt die Möglichkeit überall zu arbeiten, wo man Zugriff auf die relevanten Arbeitsmittel und Technik hat.
Arbeiten in Jogginghose - Fluch oder Segen?
Arbeiten wann und wo man will – früher fast undenkbar, heute schon fast normal. Ob man Telearbeit oder Homeoffice tatsächlich nutzen kann oder will, hängt von einigen Faktoren ab. Schlussendlich zum Teil auch vom persönlichen Empfinden.
Was sollte vorher bedacht werden?
- Hat das Unternehmen die Rahmenbedingungen für Telearbeit / Homeoffice verbindlich geklärt?
- Kann ich autonom – ohne persönlichen Kontakt zu meinen Kollegen – effizient arbeiten?
- Benötige ich Technik oder Zugänge, die ich nur vor Ort in der Firma habe?
- Ist die Technik zuhause ausreichend? Ist das Internet stabil? Ist eine gute telefonische Erreichbarkeit gewährleistet?
- Sind die räumlichen Gegebenheiten so, dass konzentrierte Arbeit möglich ist?
- Zu guter Letzt: besteht die persönliche Bereitschaft in den eigenen vier Wänden zu arbeiten?
Dieser zuletzt genannte Punkt ist neben all den anderen Faktoren, die die Rahmenbedingungen darstellen, sehr ausschlaggebend. Wie vieles im Leben, hat auch die Freiheit zu arbeiten, wo man will, zwei Seiten.
Kommen wir zurück zum Anfang – dem Vorurteil, dass man quasi „frei“ hat. Auf Nachfragen, was die Meinung zu Homeoffice ist, erhält man oft Aussagen wie: „Naja, da machst du eben morgen den Laptop an und bist telefonisch erreichbar. Schaust halt einmal die Stunde nach Mails und den Rest der Zeit machst du dir ein schönes Leben.“ So oder so ähnlich hab ich das oft gehört.
Und hier möchte ich aufräumen!
JA, es gibt sicherlich eine Eingewöhnungszeit, um Homeoffice effizient und effektiv zu nutzen. Zu anders ist es, nicht am Arbeitsplatz zu sitzen, barfuß in bequemer Kleidung auf dem Stuhl zu lümmeln und zwischendrin auch noch dem Postboten die Tür zu öffnen.
Und NEIN, man sitzt nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher und macht sich einen gemütlichen Tag.
Der Punkt ist, dass der Arbeitgeber den Mitarbeiter „von der Leine“ lässt. Es ist ein Vertrauensvorschuss, den man von der Führungskraft erhält, indem man sich dem direkten Wirkungskreis entzieht. Wenn nun die Arbeitsleistung oder die Erreichbarkeit drastisch sinkt, hat das wahrscheinlich mittelfristig die Konsequenz, dass einem die Freiheit wieder genommen wird.
Produktivere Tage mit ein paar Regeln
Das Ziel ist, einen guten Weg für Homeoffice-Tage zu finden.
Ein paar Tipps für einen erfolgreichen Tag:
- Strukturieren Sie Ihren Tag (fester Arbeitsbeginn, eingeplante Pausen, Planung von Meetings, To do‘s…)!
- Machen Sie eine Mittagspause!
- Haben Sie private Erledigungen zu machen? Geben Sie ihnen einen festen Platz im Terminplan und passen Sie die Arbeitszeit einfach entsprechend an.
Sie sagen, das ist doch alles klar! Dachte ich auch!
Es gibt einen Punkt, der nicht erwähnt wird, wenn man beginnt mobil zu arbeiten: Das schlechte Gewissen!
Der Beginn im Homeoffice ist mir tatsächlich aus diesem Grund sehr schwer gefallen. Natürlich habe ich mal kurz eine Maschine Wäsche angeschmissen oder nach der Post gesehen. Und sofort dachte ich, das darf ich ja auf keinen Fall, ich muss doch schließlich arbeiten. Dann passierte, was passieren musste, ich habe die Mittagspause auf „ich schmiere mir schnell ein Brot und esse es nebenbei“ verkürzt und am Ende wahrscheinlich weniger Arbeitszeit aufgeschrieben, als ich tatsächlich gearbeitet habe.
Inzwischen habe ich aber erkannt, dass es mir keiner übel nimmt, wenn ich tatsächlich meine Mittagspause einhalte und den verpassten Anrufer gleich zurückrufe, weil ich gerade schnell im Keller war.
Während ich es an Bürotagen genieße, dass ich meine Kolleginnen und Kollegen um mich habe und wir uns auf kurzem Weg austauschen können, so bin ich zuhause dankbar, dass ich konzentrierte Arbeiten durchführen kann, ohne dass ich vom alltäglichen Büro“lärm“ abgelenkt werde und mir vor allem auch lästige Anfahrtswege spare.
In diesem Sinne, viele Grüße aus dem Büro zuhause, denn hier ist einfach der perfekte Ort zum Schreiben!