Eine Erfolgsgeschichte - Teil 1
Heute werfen wir einen Blick zurück.
Früher managte Abdulrahman Alsoudi in seiner syrischen Heimat eine eigene Firma. Nach seiner Ankunft in Deutschland fingt er nach einer Begegnung mit Raphael Dimpfl an für die Allianz zu arbeiten und hat sich mittlerweile zum Leiter Kundenberatung entwickelt.
Heute werfen wir mit einem Interview aus dem Jahr 2017 einen Blick zurück in seine Anfangszeiten als nebenberuflicher Vertreter bei der Allianz.
Herr Alsoudi, Herr Dimpfl, wo haben Sie sich kennengelernt?
Abdulrahman Alsoudi: Nach meiner Ankunft in Deutschland, im Frühjahr 2015, wollte ich mich so schnell wie möglich integrieren und arbeiten, um meine Familie zu unterstützen. Ich schrieb sehr viele Bewerbungen, eine auch an die Allianz. Doch eine hauptberufliche Tätigkeit war nicht möglich, unter anderem, weil ich keinen deutschen Führerschein habe. Bei einer Jobmesse machten mir Allianz Leute dennoch Mut und empfahlen mir den Weg über die nebenberufliche Tätigkeit. So kann ich nebenbei Sprachkurse absolvieren und ein weiteres Studium beginnen.
Raphael Dimpfl: Abouds Bewerbung landete in der Geschäftsstelle, und im Oktober 2016 trafen wir uns zum ersten Mal. Im Vertrieb hatte man Bedenken, ob die Sprache eine Hürde sein könnte. Die konnte ich zerstreuen, denn ich betreute als LVR auch einen türkischen, einen tunesischen und einen russischen Vertreter.
Wie war Ihr erster Eindruck?
Dimpfl: Ich war verblüfft von seinem Elan. Aboud hat mir das Potenzial der Allianz und sein eigenes aufgezeigt: In Regensburg leben 6000 Syrer mit Aufenthaltserlaubnis, in Deutschland rund eine Million. Dass die Allianz Einwanderer mit Aufenthaltstitel ansprechen kann, wusste Aboud, er hatte sich im Internet informiert. Er arbeitet enorm digital, ist vertraut mit WhatsApp, Facebook, Mail und Twitter.
Fällt Ihnen die Umstellung auf das deutsche Versicherungssystem schwer?
Alsoudi: Die Unterschiede sind schon groß. In meiner Heimat gab es Arbeitslosen-, Kfz- und Haftpflicht- als eine Art Pflichtversicherung. Syrer und Araber kennen sich prinzipiell gut aus, haben aber oft Angst, einen Fehler zu machen und nicht optimal versichert zu sein. Da helfe ich ihnen, erkläre genau. Uns verbindet neben der Sprache auch die Heimat und die Kultur.
Dimpfl: Aboud kann sich gut selbst helfen. Doch wir treffen auch Syrer, die anfangs mit der neuen Situation ziemlich überfordert sind.
Zum Beispiel?
Alsoudi: Neulich rief mich eine Familie an, die weder Englisch noch Deutsch sprach, und Probleme mit dem Vermieter hatte. Die waren verzweifelt.
Dimpfl: Sie lebten in einer total überteuerten Wohnung. Der Vermieter hatte die Badewanne und Dusche ausgebaut und nur eine Schüssel hingestellt. Wir haben dem Vater dann erklärt, wo er sich beschweren kann. Er hat eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Auch einen Rechtsschutz hätte er gern gehabt, dafür aber war es in diesem Fall zu spät. Er war so glücklich, dass wir ihm helfen konnten. Aboud ist mein Vermittler zwischen den Welten.
Wie kommen Kunden auf Sie zu?
Dimpfl: Durch das Internet und die sozialen Medien ist Aboud schon sehr bekannt. In Bad Abbach, wo ich mein Büro habe, ging ich mal zum türkischen Imbiss und kam mit dem Verkäufer ins Gespräch, einem Syrer. Als ich ihn fragte, ob er schon mal etwas von syrischen Versicherungsvertretern gehört habe, sagte er: „Ja, von Abdulrahman Alsoudi.“
Was fragen Kunden?
Dimpfl: Kürzlich beriet ich mit Aboud einen etwa 30-jährigen Syrer telefonisch. Er hatte viele Fragen zum Krankentagegeld und zur Berufsunfähigkeit – zu Versicherungen also, die es in Syrien nicht gibt. Ich erklärte alles und Aboud übersetzte. Er erläutert auch Schadenbeispiele. Will der Kunde wissen, was passiert, wenn ihm sein Handy runterfällt, weiß Aboud, dass es wichtig ist, die Begriffe Zeit und Neuwert zu erklären. Sollten Kunden fragen, „Was ist, wenn mein Kind eine Hauswand anmalt?“, erklärt Aboud das Prozedere in Deutschland. Übrigens: Syrer haben bei materiellen Haftpflichtschäden ähnliche Vorstellungen wie wir. Auch in Syrien wäre es keine Bagatelle, wenn die Hauswand bekritzelt wird. Schwer verständlich ist für Araber aber die Logik deutscher Autoversicherungen. Sie wissen nicht, was eine Typklasse oder eine Regionalklasse ist.
Alsoudi: Das muss ich oft erklären. Syrische Kunden wollen am liebsten einen Festbetrag hören. Aber zusammen mit Raphael habe ich schon mehrere Kraftverträge abgeschlossen. Mittlerweile kann ich Kfz komplett selbst erklären und rechnen.
Welche Versicherungen sind besonders beliebt?
Alsoudi: Anerkannte Flüchtlinge wollen zuerst eine Haftpflicht. Sobald sie Arbeit haben und sich eine Extistenz aufbauen sind nach und nach die selben Versicherungen wie bei den Einheimischen gefragt: Kfz-Versicherung, Rechtsschutz, Krankentagegeld und Unfallschutz sind gefragt, später auch die Absicherung der Familie, der gegründeten Firmen und des Ruhestands.
Dimpfl: Wir versichern viele syrische Ärzte und Angestellte. Seit Oktober 2016 kann jeder einen Führerschein auf Arabisch machen, deshalb steigt die Nachfrage nach der Kfz-Versicherung.
Wie bauen Sie den Kundenkreis aus?
Alsoudi: Auf Facebook poste ich zum Beispiel Artikel zu Versicherungsthemen, und viele Flüchtlinge schreiben mich dazu an. Manchmal hilft auch der Zufall: Ein Bekannter hat mich über Facebook an 50 arabische Familien im Raum Schwabach empfohlen. Viele berate ich telefonisch. Nach dem Deutschkurs an der Uni telefoniere ich täglich mit Kunden oder treffe mich mit ihnen. Raphael hilft mir bei Fragen, rechnet und versendet die Verträge.
Dimpfl: Aboud könnte meinen Kalender allein mit seinen Terminen füllen. Er hat in drei Monaten 40 Neukunden geworben. Er gibt immer 200 Prozent. Um ihn muss man sich keine Sorgen machen, der kämpft sich durch. Schon auf seiner Flucht.
Wie kamen Sie nach Deutschland?
Alsoudi: Ich war viele Wochen unterwegs, und mein Herz schmerzt, wenn ich an Syrien denke. Lange habe ich versucht, meine Firma für Bezugsstoffe und Gardinen, die ich in Aleppo aufgebaut habe, zu retten. Mit meiner Frau und meinen zwei Töchtern flüchtete ich im Januar 2013 in die Türkei. Anfangs pendelte ich von dort aus monatlich für 20 Tage zu meiner Firma, zu unserem Haus, handelte mit Lebensmitteln. 2014 brach alles zusammen. Nur mit dem, was ich anhatte, rettete ich mich im Auto in die Türkei. Dort suchte ich acht Monate lang nach Arbeit. Leider vergeblich.
Wie ging es weiter?
Alsoudi: Freunde von uns leben in Schweden, da wollten wir hin – egal wie. Ich wollte vorausgehen und meine Familie nachkommen lassen. Dreimal versuchte ich über einen Fluss Richtung Griechenland zu flüchten, aber die türkische Polizei schnappte mich jedes Mal. Dann wollte ich über Algerien flüchten. Ich flog allein nach Algier, das ging damals ohne Visum. Dort steckten mich Schlepper mit 30 anderen Flüchtlingen auf einen Lastwagen. Drei Tage fuhren wir nonstop durch die Wüste, ohne Wasser. Hätten wir eine Panne gehabt, wären wir verdurstet. Am nächsten Tag ging es mit einem anderen Wagen weiter. Erst durch Libyen, dann ans Mittelmeer. In einem kleinen Boot fuhren wir bis Sizilien, von dort nach Mailand, danach zu Fuß weiter in die Schweiz. Im Zug von Basel nach Kopenhagen, ich wollte ja nach Schweden, wurde ich kontrolliert und stellte einen Asylantrag. So kam ich Anfang 2015 nach Zirndorf und schließlich nach Beratzhausen bei Regensburg. Aber seit 15 Monaten ist meine Familie auch bei mir, sie durfte nachziehen. Wir wurden in Deutschland gut aufgenommen. Alle sind sehr nett, wenn wir etwas brauchen, bekommen wir Hilfe.
In Kürze veröffentlichen wir ein aktuelles Interview mit Aboud, in dem er uns seine weitere Karriere bei der Allianz beschreibt: Vom nebenberuflichen Vertreter zum erfolgreichen Leiter Kundenberatung in einem Betreuungsgebiet.